Fotolia 89731872 S"Großstadt zwischen Wald und Reben" lautet der Slogan, mit dem der Tourismus in Stuttgart wirbt. Der Grund dafür liegt in dem vergleichsweise hohen Anteil an Wald innerhalb der Stadtgrenzen. Aus diesem Grund besteht in der baden-württembergischen Landeshauptstadt auch eine hohe Affinität zur Nutzung von Holz. Der Deutsche Energieholz- und Pellet-Verband (DEPV) hatte deshalb Baden-Württembergs Umweltminister Franz Untersteller eingeladen, eine Pelletheizung im kommunalen Bürgerhaus im Stadtteil Zuffenhausen-Rot zu besichtigen. Hier erläuterte der Stuttgarter Bürgermeister Peter Pätzold, warum moderne Holzfeuerungen, die automatisch betrieben werden, für Städte und Gemeinden nicht nur eine wichtige Funktion in Bezug auf den Klimaschutz einnehmen, sondern auch den strikten Anforderungen, die für die Reinhaltung der Luft in einer Großstadt gelten, entsprechen.

Das Problem: die hohe Feinstaubbelastung

Weil die Feinstaubbelastung in Stuttgart relativ hoch ist und entsprechende Maßnahmen zur Reinerhaltung der Luft ergriffen werden müssen, ist die Landeshauptstadt regelmäßig bundesweit in den Schlagzeilen. Neben der hohen Verkehrsbelastung spielt auch die Verbrennung von Holz in zahlreichen Öfen eine Rolle - wenn auch nur eine untergeordnete. Dass es jedoch sehr große Unterschiede bei der Nutzung von Energie aus Holz gibt, wurde bei der Besichtigung des Bürgerhauses in Rot, welches von verschiedenen Jugendeinrichtungen und Vereinen genutzt wird, klar. Denn Anlagen, welche automatisch betrieben und mit hochwertigen Hackschnitzeln oder Pellets befeuert werden, können die strengen Grenzwerte, die heute an die Reinhaltung der Luft gestellt werden, sehr wohl einhalten. Das Bürgerhaus gilt hierfür als hervorragendes Beispiel. Dies wird durch die regelmäßigen Messungen, die durch den zuständigen Schornsteinfeger durchgeführt werden, bestätigt.

Erneuerbare Energien und Effizienz werden in Stuttgart groß geschrieben

Dr. Jürgen Görres, im Stuttgarter Amt für Umweltschutz als Leiter der Abteilung Energiewirtschaft tätig, stellte das städtische Konzept zur energetischen Sanierung von Gebäuden vor, welches erneuerbare Energien und Energieeffizienz beinhaltet. So wurde der Großteil der CO2-Einsparung im Bürgerhaus durch den Einsatz einer Pelletheizung nach der energetischen Sanierung erreicht. Durch diese und weitere Maßnahmen konnten pro Jahr etwa 40 Tonnen CO2 eingespart werden.

Der Rohstoff muss vorhanden sein

"Neben der hohen CO2-Einsparung muss auch die nachhaltige Verfügbarkeit des Energieträgers sichergestellt sein", so der Umweltminister. Wie Martin Bentele, DEPV-Geschäftsführer, versicherte, werde das Potenzial von Pellets im Südwesten Deutschlands aber lange noch nicht ausgeschöpft. Denn während alljährlich etwa 500.000 Tonnen Pellets produziert werden, werden nur circa 350.000 Tonnen verbraucht. Deshalb werden aktuell Sägespäne in großen Mengen exportiert. Die Stadt Stuttgart selbst stellt alljährlich rund 11.000 Kubikmeter Hackschnitzel her, welche in vier städtischen Anlagen verbraucht werden.

So wird die Energiewende vorangetrieben

Nach der Besichtigung fand eine Diskussion darüber statt, wie sich der Wärmemarkt besser in die Energiewende integrieren lässt. Der Modernisierungsstau in Bezug auf den Heizungstausch sei statistisch nämlich nicht nachvollziehbar, so der Umweltminister. "Der Anteil der im Südwesten installierten Pelletfeuerungen hat in den vergangenen Jahren auf über 20 Prozent aller in Deutschland betriebenen Anlagen zugenommen, während der Anteil in Bayern um 10 Prozent zurückgegangen ist".

Die Pelletbranche ist aber auch im Südwesten nicht zufrieden mit der aktuellen Situation auf dem Heizungsmarkt. Für Untersteller ist es etwa "absurd", dass der Einbau neuer Ölheizungen von der Bundesregierung gefördert wird. Die Stadt Stuttgart geht allerdings mit gutem Beispiel voran. Denn die nächsten Hackschnitzel- und Pelletheizungen sind bereits geplant.