Fotolia 101350083 SDie Spatzen schienen es sprichwörtlich von den Dächern gepfiffen zu haben: Für Branchenkenner und auch die Mitarbeiterschaft ist die Insolvenz von German-Pellets keine große Überraschung. Der Niedergang des Unternehmens habe sich bereits seit längerer Zeit abgezeichnet. Laut Angaben eines Mitarbeiters fehle im Betrieb in Wismar seit einigen Monaten das Holz für die Produktion der Pellets. So habe man weder Diesel, noch Rohstoffe um die Produktion fortsetzen zu können. Reparaturarbeiten an den Produktionsmaschinen seien darüber hinaus oftmals nur notdürftig oder gar nicht mehr durchgeführt worden, wie von anderen Mitarbeitern auf einer Gewerkschaftsveranstaltung vor einigen Tagen in Wismar berichtet wurde. Zu dieser Veranstaltung wurde von der IG Metall eingeladen, die auch für Arbeiter in der holzverarbeitenden Industrie zuständig ist.

Anleihen von German-Pellets im Sinkflug

Nach eigenen Angaben war German-Pellets weltgrößter Händler und Produzent von Holzpellets. Seinen stetigen Expansionskurs finanzierte das Unternehmen mit Anleihen. Zum 1. April diesen Jahres wird eine Anleihe mit einem Volumen von mehr als 52 Millionen Euro fällig. Vom Unternehmen wurde am vergangenen Mittwoch kurzfristig eine Versammlung der Gläubiger abgesagt und ein Insolvenzantrag gestellt. German-Pellets steht bei verschiedenen Anlegern über zwei weitere verzinste Anleihen mit einem Gesamtwert von mehr als 170 Millionen Euro in der Kreide. Nun fürchten tausende Investoren um ihre Anlagen. Auch die mit 7,25 Prozent verzinsten Anleihen verloren zuletzt deutlich an Wert.

Trotz leerer Firmenkassen erhielten Mitarbeiter ihre Löhne

Etwas überraschend wurde auf der Gewerkschaftsveranstaltung hingegen bekanntgegeben, dass alle 150 Mitarbeiter des Unternehmens ihre Löhne nahezu pünktlich erhalten hätten. Wie von einem Sprecher der vorläufigen Insolvenzverwalterin Bettina Schmudde mitgeteilt wurde, seien die Zahlungen angesichts der noch ausstehenden Eröffnung des Insolvenzverfahrens als Vorschuss auf das Insolvenzgeld geleistet worden.
Hinsichtlich der finanziellen Situation des Unternehmens machte der Sprecher jedoch bisher keine Angaben. Laut Aussagen der Zeitung „Handelsblatt“ habe die Insolvenzverwalterin angeblich nur rund 5.000 Euro in den Kassen des Unternehmens vorgefunden. Solche Berichte wollte man von offizieller Seite aus jedoch nicht kommentieren.

Die Belegschaft selbst wurde am vergangenen Donnerstag von der Insolvenzverwalterin Bettina Schmudde über die aktuelle Situation informiert. Um das Insolvenzverfahren möglichst schnell aufrollen zu können, sagte sie eine zügige Bestandsaufnahme zu. Das Insolvenzgeld läuft allerdings nur bis Ende März.