Energieeffizienz- und Sozialpolitik schließen sich nicht aus.In der Energieeffizienzpolitik müsste die Zielgruppe der einkommensschwachen Haushalte einen größeren Stellenwert in der klassischen Sozialpolitik einnehmen. Der Grund: Damit ließe sich gerade in diesen Haushalten das Problem der Energiearmut effektiv bekämpfen. Dieser Meinung sind zumindest das SQ Consult, die Universität Politècnica de Catalunya sowie das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI.

Die positiven Auswirkungen der Energieeffizienzpolitik auf die Energiearmut müssen kommuniziert werden

Für das Europäische Parlament haben die drei genannten Institutionen die Studie „Energy Efficiency for Low-Income Households“ erarbeitet. Darin zeigen sie auf, wie sich einkommensschwache Haushalte besser in die aktuelle Energieeffizienzpolitik integrieren lassen. Damit etwa die Differenzen zwischen Eigentümer und Mieter besser überwunden werden können, haben sich laut dieser Studie Energieaudits, die mit finanziellen Instrumenten kombiniert werden, als äußerst erfolgreich erwiesen. So werden durch diese Instrumente Zuschüsse sowie Kredite für die Sanierung von Gebäuden bereitgestellt. Jose Antonio Ordonez, ein Vertreter des Fraunhofer ISI betont vor allem, wie wichtig es sei, dass die positiven Effekte, welche die Energieeffizienzpolitik im Kampf gegen die Energiearmut mit sich bringe, aktiver zu kommunizieren. „Es lohnt sich, nicht nur die Akteure besser zu informieren, die Geld zur Verfügung stellen müssen, sondern auch jene, die indirekt von den positiven Effekten profitieren.“ Als Beispiel für die positiven Auswirkungen nennt er die Krankenkassen. Der Grund: Diese hätten geringere Ausgaben, weil sich durch die Bekämpfung der Energiearmut auch der Gesundheitszustand verbessere. Diese könnten im nächsten Schritt als Multiplikatoren wirken. Dadurch würden die Informationen darüber, welche positiven Effekte eine bessere Energieeffizienz mit sich bringt, auch in einkommensschwachen Haushalten besser verbreitet.

Hohe Energiekosten: ein Armutsrisiko

Unter Energiearmut leiden vor allem einkommensschwache Haushalte, weil hohe Energiekosten vor allem für diese Zielgruppen ein Armutsrisiko darstellen. Der Grund: Entweder muss ein zu großer Teil des Einkommens für die Kosten für Energie aufgewendet werden oder die betreffenden Haushalte sind finanziell erst gar nicht mehr in der Lage dazu, diese Kosten zu bezahlen. Während einerseits diese Energiearmut bekämpft werden soll, geht es natürlich zugleich darum, dass die übergeordneten Ziele, welche die Energie- und Klimapolitik verfolgt, nicht aus den Augen verloren werden dürfen. Deshalb sei es wichtig, eine gute und richtige Balance zwischen sozialpolitischen Maßnahmen und solchen, durch welche die Energieeffizienz verbessert werden kann, zu finden.
Dabei besteht die besondere Herausforderung darin, dass Sozialpolitik und Energieeffizienzpolitik unterschiedliche Reichweiten haben und die Verantwortlichen der beiden Bereiche in verschiedenen Zeithorizonten denken. So zielen sozialpolitische Maßnahmen in erster Linie darauf ab, kurzfristig finanzielle Notlagen zu lindern. Die Verantwortlichen in der Energieeffizienzpolitik hingegen denken in längeren Zeiträumen. Der Grund: Die Energieeffizienzpolitik bringt nicht nur kurzfristig, sondern auch mittel- und langfristig positive Effekte. Und diese zielen eben nicht nur auf die soziale Lage ab, sondern auch auf die Ökologie und die Wirtschaft insgesamt.

Quelle für Zitate: http://oekoportal.de/aggregator/sources/19