Fotolia 90649266 SNachdem das Wuppertal Institut ein aktuelles Diskussionspapier darüber veröffentlicht hat, wie aussagefähig die Primärenergiefaktoren im Rahmen der EnEV sind, haben nun auch die Branchenverbände BWP sowie DEVP, welche die Erzeuger erneuerbarer Wärme vertreten, eine gemeinsame Stellungnahme herausgegeben.

So sei eine zu wenig ausreichende Orientierung auf den Klimaschutz bei den Primärenergiefaktoren nicht das große Problem in Bezug auf die Klimaschutzwirkung der EnEV. Das Problem liege vielmehr darin, dass die EnEV für den vorhandenen Gebäudestand nahezu keine Wirkung entfalte. Jedoch werde der Großteil der Energie im vorhandenen Gebäudebestand verbraucht, nicht bei energieeffizienten Neubauten. Wer eine höhere Klimaschutzwirkung bei der EnEV erreichen möchte, müsse demnach zunächst bei Bestandsgebäuden ansetzen.

Damit widersprechen die Verbände der Aussage, dass niedrige Primärenergiefaktoren zur Folge hätten, dass eine Steuerungswirkung der EnEV hin zu energieeffizienteren Gebäuden verlorenginge. "Der Mythos, durch niedrige Primärenergiefaktoren Erneuerbarer Energien würden Gebäude mit einer schlechten Gebäudehülle gebaut, wird durch ständige Wiederholung nicht wahrer"*, sagt dazu Martin Bentele, der Geschäftsführer des Deutschen Energieholz- und Pelletsverbandes e.V., kurz DEPV. Denn in der EnEV werde als zentrale Forderung nicht nur ein niedriger Primärenergieverbrauch gefordert, sondern auch die Einhaltung von Mindeststandards bezüglich der energetischen Qualität der Hülle von Gebäuden, also in erster Linie an den Wärmeschutz. "Es ist unzulässig, Gebäude mit einer "energiedurchlässigen" Gebäudehülle zu bauen. Wenn man der Meinung ist, dass die Nebenanforderungen an den Wärmeschutz nicht anspruchsvoll genug sei, dann sollte man hier eine Verschärfung fordern, anstatt die niedrigen Primärenergiefaktoren der Erneuerbaren Energien zu beklagen"*, sagt Bentele weiter.

Der Vize-Präsident des Bundesverbandes Erneuerbare Energie (BEE) und zugleich Geschäftsführer des Bundesverbandes Wärmepumpe (BWB), Karl-Heinz Stwiarski meint hierzu: "Die Umstellung unserer Stromversorgung auf Erneuerbare Energien ist eine Erfolgsgeschichte. Die Kosten dafür tragen die Stromkunden. Parallel zum Ausbau von Photovoltaik und Windkraftanlagen muss sich selbstverständlich auch der Primärenergiefaktor für Strom verbessern".*

Politisch gewollt sei die stärkere Nutzung des Energieträgers Strom sowohl für die Wärmegewinnung als auch den Verkehr. Denn nach Meinung von Energiepolitikern und Wissenschaftlern solle unter dem Slogan "Sektorkopplung" der Strom- mit dem Wärmesektor besser verknüpft werden. Dass überschüssiger Strom sinnvoll im Wärmemarkt verwendet werden soll, sei auch im Koalitionsvertrag festgehalten.

Die Aussage des Wuppertal Instituts, dass die Primärenergiefaktoren teils nicht fest definiert seien, finden BWP und DEVP zumindest diskussionswürdig. Denn dass nicht-erneuerbare Primärenergiefaktoren strikt am Klimaschutz und somit am Kohlendioxid-Ausstoß ausgerichtet werden, könne durchaus klima- und energiepolitisch sinnvoll sein. Dann würde es auch keine Primärenergiefaktoren mehr geben, die einen Wert von fast Null erreichen. Selbst wenn einige Primärenergiefaktoren leicht steigen, müssten die Erneuerbaren Energien diese Umstellung nicht fürchten. Denn insgesamt blieben sie dennoch niedriger, als es bei fossilen Energieträgern der Fall ist. Schlechtere Werte würden vor allem Kohle, Heizöl und fossile Kohlekraftwerke erreichen. Bei der Stromerzeugung hingegen würden die Emissionen weiter sinken. Deshalb will Bundesumweltministerin Barbara Hendricks auch vor 2050 aus der Stromerzeugung mit Kohle aussteigen und stattdessen den europäischen Emissionshandel optimieren, um den Kohlendioxidausstoß zusätzlich zu reduzieren. Beide Verbände finden es deshalb sinnvoll, dass die Kohlendioxidemissionen verpflichtend im Gebäudeenergieausweis ausgewiesen werden sollten.

Pellets überzeugen mit niedrigen Emissionen

Holzpellets, die aus Sägenebenprodukten hergestellt werden, dominieren zwar den deutschen Markt und überzeugten mit niedrigen Emissionswerten. Jedoch werde es aus Gründen der Qualitätssicherung und des Immissionsschutzes Pellets aus Kurzumtriebsplantagen und Waldrestholz auch künftig nicht in größeren Mengen auf dem deutschen Markt geben. Dies gelte auch für Holzpellets, die aus Kanada importiert werden. Dies zeige das Statistische Bundesamt in seiner Außenhandelsstatistik.

Die Dekarbonisierung, die im Pariser Klimaabkommen gefordert wird, sei schon heute teilweise möglich. Wie das Fraunhofer-Institut ISE berechnet hat, liege der Kohlendioxidausstoß bei hocheffizienten Wärmepumpen bereits um 60 Prozent niedriger als bei Ölkesseln. In Kombination mit einer Photovoltaikanlage heize die Wärmepumpe sogar fast emissionsfrei. Der Umstieg auf Pellets spare immerhin 90 Prozent der Emissionen ein.


Quelle: http://www.enbausa.de/